Zu eurer Unterhaltung und gegebenenfalls zur Diskussion stelle ich hier hin und wieder einfache Fachfragen. Wer Lust hat, kann sich nach der eigenen Beantwortung meine Lösung anschauen. Wenn jemand erweitern, korrigieren oder widersprechen will - jederzeit gerne.
Frage: Wo liegen die Unterschiede zwischen Viskosität und Zügigkeit?
meine Antwort:
Die Viskosität ist der Fließwiderstand. Er wird verursacht durch die innere Reibung in einem sich verformenden Medium. Gase haben eine besonders niedrige, Feststoffe eine sehr, sehr hohe Viskosität.
Gerade bei den pastösen Farben im Offset fällt auf, dass die Viskosität überhaupt keine einfache Stoffeigenschaft ist. Eine frisch gerührte Farbe kann besser fließen als eine abgestandene. Die Temperatur bewirkt auch deutliche Einflüsse. Misst man die Viskosität, dann erwischt man auch noch unterschiedliche Werte je nach Rührgeschwindigkeit = Schergeschwindigkeit.
Allgemein haben wir scherverdünnende Farben. Das bedeutet, dass sie z. B. zwischen den Walzen beim Hindurchzwängen immer leichter fließen. Ohne diesen Effekt hätten die Maschinenbauer noch ganz andere Probleme als heute.
Flüssigzusätze erniedrigen die Viskosität, eindispergierte Pulver erhöhen sie.
Die Zügigkeit (Tack) ist so etwas wie der innere Zusammenhalt in der Farbe, im Offsetfall die Klebrigkeit. Sie wird erhöht durch Bindemittelanteile mit langen, kettenförmigen Molekülen, die wie ausziehbare Federn wirken. Man kann jeder Flüssigkeit eine Zügigkeit zuordnen. Wasser hat eine ganz niedrige, Baumharz eine hohe. Eine grobe Messmethode ist die Fingerprobe. Höhere Zügigkeit macht einen längeren Faden und schmatzt lauter als niedrige.
Beide Eigenschaften sind unabhängig voneinander. Butter ist hochviskos und niedrig zügig. Honig ist niedrigviskos und ziemlich zügig. Nur wenn man eine Farbe mit Öl o. ä. verdünnt, sinken beide. Deshalb glauben viele Drucker, beide Eigenschaften seien miteinander verbunden.
Viele Grüße & ciao
Inkman