Zu eurer Unterhaltung und gegebenenfalls zur Diskussion stelle ich hier hin und wieder einfache Fachfragen. Wer Lust hat, kann sich nach der eigenen Beantwortung meine Lösung anschauen. Wenn jemand erweitern, korrigieren oder widersprechen will - jederzeit gerne.
Frage: Eine Sonderfarbe im Druck auf Karton ist visuell zur Vorlage sehr gut stimmig. Bei der Messung mit einem Spektralfotometer findet sich aber ein Delta E von 3,8. Wo kann der Fehler liegen?
meine Antwort:
Wenn zwei ganz gleich ausschauende Farben unterschiedliche farbmetrische Messwerte aufweisen, ist Metamerie im Spiel, also bedingte (eingeschränkte) Farbtongleichheit. Dann betrachtet man Vorlage und Andruck z. B. am praxisüblichen "Nordfenster". Unter Lichtart A, also Glühlampenlicht, sehen sie aber gar nicht mehr gleich aus. Und unter dem Licht von Leuchtstoffröhren, "Kaufhauslicht" oder "Lichtart TL 84", mögen sie sich deutlich unterscheiden.
Es ist wieder wie immer im Leben: Wenn man versucht, deutlich metamere Drucke für eine Demonstration herzustellen, gibt es große Schwierigkeiten. Wenn man aber mit seinen Andrucken eines bestimmten Graus einem Art Director an einem regnerischen Tag in Köln gegenübersteht, fragt der ironisch, ob er seinen Geschäftsbericht nur im Morgenlicht präsentieren darf, oder ob es auch nachmittags sein darf.
Metamerie gehört - wie Trocknungsprobleme - zu den ganz tückischen Ursachen für Reklamationen.
Heute hat es der Praktiker immerhin leichter als früher: Er kann bei Sonderfarben sein Spektralfotometer befragen. Es gibt ihm einen so genannten Metamerie - Index. Der ist ein gutes Maß für mögliche Abweichungen. Ohne solche Technik geht es heute nicht mehr professionell.
Viele Grüße & ciao
Inkman