Abstimmung mit Pantone Farbfächer

  • Hallo Druckforum,


    ich bin am überlegen, für die Abteilung 2 Spektralfotometer anzuschaffen. Da wir ohne Druckkontrollstreifen drucken (die meisten Aufträge sind 1/1 farbig) überlege ich jetzt wie man am besten den Soll Ist Abgleich umsetzt. Bisher haben wir die Farbe immer mit dem Pantonefächer abgeglichen (Drucken nur mit Sonderfarben, CMY sind eher die Ausnahme). Allerdings sind die Auftraggeber immer penibler geworden und reklamieren alles was nur geht. Selbst ein schwarz das angeblich zu grau ist. Farbwahrnehmung ist ja immer subjektiv. Kann man einen Soll Ist Abgleich mit einem Spektralfotometer nur dann machen wenn die Bedruckstoffe identisch sind? Wir drucken hauptsächlich auf 50g Papier. Die Farbfächer haben ja eine weitaus höhere Grammatur.

  • Die Bedruckstoffe müssen für den Abgleich nicht identisch sein.


    Du misst ja ein Muster (z.B. Fächer) ein und bekommst einen LAB Wert angezeigt. Dann misst du deinen Druck. Das Gerät wirft dir dann die Abweichung in form des Delta E Werts aus.
    Daraus kannst du dann ersehen, in welche Richtung der Farbton verändert werden muss.
    Es kann natürlich sein, das du auf deinem Bedruckstoff nicht an den Fächer heran kommst, selbst wenn du ne fertige Dosenfarbe bestellst.
    In dem Falle beleibt dann nur selber nachmischen oder beim Farbhersteller auskolorieren lassen.

    Optimismus ist nur ein Mangel an Information
    (Heiner Müller)

  • Also spielt der Weißabgleich keine primäre Rolle sondern eher eine untergeordnete?


    Bei Sonderfarben spielt der Weißabgleich im Gegensatz zu CMYK eher eine untergeordnete Rolle, ja.
    Im CMYK "mischen" sich ja die Buntfarben aus dem CMYK, dieses Mischungsverhältnis muss man dann je nach Bedruckstoff anpassen.
    Als Beispiel : Du hast ein sehr gelblichen Karton. Sollst dann aus CMYK ein Grün nachstellen. Hier benötigst du im Vergleich zum Weißen Karton logischerweise weniger Yellow um den Ton zu erreichen.
    Deshalb machst du vorher den Weißabgleich.


    Bei Sonderfarben kannst du das ja nicht machen. Du hast deine Dose wo z.B. HKS 60 K drauf steht. Du kannst da ja jetzt kein Gelb heraus nehmen.
    Einzige Möglichkeit : Selber den Ton auf dem Bedruckstoff nachstellen oder halt wie oben schon geschrieben auskolorieren lassen.
    Dann bekommst du ein HKS 60 K für deinen gelblichen Bedruckstoff.

    Optimismus ist nur ein Mangel an Information
    (Heiner Müller)

  • Hallo hagrad2008,


    der Weißabgleich ist eine reine CMYK-Angelegenheit. Bei Sonderfarben muss die Farbmisch-Software auch den Bedruckstoff einmessen und berücksichtigen.


    Juristisch sieht die Sache mit den Farbtönen von Sonderfarben so aus:


    1. Bestellt jemand einen Farbton mit physischer Vorlage (Fächerschnippel o. ä.) und legt Auflagenpapier bei, dann muss man ihn genau ausarbeiten, also ausmischen. Egal ob händisch, also visuell, oder mit einer computerisierten Anlage. Und nachher muss er für einen Fachmann koloristisch stimmen. Das ist das teuerste Verfahren.


    2. Etwas schneller und kostengünstiger sind Bestellungen nach Fächernummer, z.B. PANTONR 282 C. Die muss man auch ausmischen auf dem Auflagenmaterial. Es gibt aber sogar bei PANTONE-Fächern produktionsbedingte Unterschiede, wenn auch geringe. Da muss der eigene Fächer im Streitfall nur ein aktueller Jahrgang sein, und man hat gute Karten, wenn der Druck dazu stimmt.
    Problematisch sind die besonders bunten Töne wie z. B. P 282, weil sie erst wegschlagen müssen, bis der Farbton endgültig ist. Und Bronziererscheinungen können ganz besonders tückisch sein. Es gibt sogar die Fälle, in denen auf einem Auflagenmaterial der Fächerton gar nicht wirklich getroffen werden kann, weil er einen ganz anderen Strich oder Eigenfarbton hat. Dann müssen Fachleute auf beiden Seiten mit Augenmaß entscheiden.


    3. In vielen Fällen, in denen Fachleute auf beiden Seiten arbeiten, wird nach Fächernummer bestellt und einigermaßen genau PANTONE C oder U erarbeitet über Fächerrezepte oder vorhandene Sonderfarben und kleine Korrekturen. Das stimmt nie so genau, erfüllt aber ganz oft die Anforderungen der Praxis. Hier sollte auf einer Dose nicht C oder U stehen, sondern nur die PANTONE-Fächernummer, weil die gleiche Farbe auf gestrichenem Papier nahe bei C und auf ungestrichenem nahe bei U liegt


    4. Das HKS-System hat einen Vorteil für Drucker: Die unterschiedlichen Fächerbezeichnungen K, N, Z usw. stehen auf der Dose. Also ist eine Fächerbestellung von HKS 56 K, aus einer Dose mit dieser Bezeichnung verdruckt, immer verabredungsgemäß korrekt für Fachleute. Der Farbton enthält dann zwangsweise nicht den genauen Einfluss des Papiers, aber das ist ja gerade der Kompromiss, der die Sache wirtschaftlich und schnell macht. Wenn jemand einen HKS-Ton genau nach seinem Fächer will, ist das Fall Nr. 1, und er muss einen Schnippel seines Fächers beilegen.


    Ich warne davor, farbmetrische Messwerte als Zielvorgabe und für die Toleranzen als DeltaE generell zu vereinbaren. Unser Auge sieht noch ein paar andere Dinge als das Spektralfotometer (Glätte, Aufliegen, Bronze, Buntanteil bei Hellgrau und Beige…). Das Messgerät ist hervorragend als Hilfsmittel geeignet, aber nicht für strenge Spezifikationen.
    Wenn man es einigermaßen locker mit der Übereinstimmung sieht, sind farbmetrische Werte dagegen praktisch und erlauben eine flotte Arbeit.
    Viele Grüße & ciao
    Inkman

  • Hallo hagrad2008, Ist zwar bereits etwas her, aber ich wollte anmerken, dass gerade Sonderfarben wie Pantone sehr unterschiedliche LAB-Werte nass / trocken gemessen haben.
    Wenn man also noch nasse Drucke nach trockenen Mustern / Farbsätzen spektralfotometrisch regeln möchte, darf man sich nicht wundern, wenn diese später im trockenen Zustand ganz anders aussehen.
    Die einzige zuverlässige Möglichkeit besteht daher darin, dass man sich die nassen LAB-Werte der spezifischen Farb-Papier-Kombination irgendwie abspeichert / aufschreibt, bei denen man weiss, dass sie im trockenen Zustand das Muster treffen ;-).
    Klingt kompliziert. ....ist es auch ;)