Beiträge von buchdruckermario

    Bleibt noch die Frage der Schrumpfung der Walzen. Meine Sauer-Walzen sind nach reichlich 2 Jahren um mehr als einen halben Millimeter geschrumpft. Die alten Walzen sind noch viel extremer eingegangen. Das ist für mich ein entscheidende Kriterium, weil ich etwas länger als 3, 4 Jahre was von den Walzen haben will (auch wenn es nicht exakt nach Lehrbuch ist). Daher halte ich es schon für einen praxistauglichen Tipp, die Walzen nicht von vornherein auf exaktes Maß zu bestellen – ich bin jedenfalls sehr gut damit gefahren und habe länger etwas davon.
    Die Walzenöhe stelle ich ebenfalls nach Lehre und Farbstrich an den justierbaren Laufschienen ein. Es ist ja beim Tiegel die einzige Möglichkeit, die exakte Einfärbung der Form zu gewährleisten. Bei idealem Walzendurchmesser (32mm plus Maß der Eindrückung) müssten dann die Laufschienen wenigstens theoretisch genau auf Schrifthöhe stehen.

    Soweit die Theorie...
    Übrigens streite ich nicht um des Streitens Willen sondern habe große Achtung vor Berufserfahrung. Doch ich habe hier das Corpus Delicti vor mir auf dem Tisch: zwei neue Walzen vom Hohner-Tiegel und zwei alte Walzen zum Vergleich. Die Laufrollen haben im konkreten Fall einen Durchmesser von 32 mm, die Walzen wurden vor 2 Jahren von der Fa. Sauer bezogen mit 33 mm und haben heute noch (trotz weniger Benutzung - ich stanze und präge meistens) 32,4 mm durch ganz normale Schrumpfung. Zum Vergleich: Die alten Walzen sind ca. 40/50 Jahre alt und haben heute nur noch einen Durchmesser von 29,4 mm (waren auch längst nicht mehr benutzbar)! Das ist der normale Gang der Dinge! Was die Führungsschienen (danke für den Hinweis: Schmitzleisten heißen sie nur, wenn die Schmitzringe des Druckzylinders drauf laufen) betrifft: Beim Hohner-Tiegel sind sie höhenjustierbar in Langlöchern. Man stellt sie heutzutage exakt auf die (deutsche) Schrifthöhe ein. Nur so ist eine synchrone Abrollung der Walzenoberfläche auf den Schrifttypen gewährleistet. Und da kommt der geringfügige Überstand der Walzenoberfläche über den Laufrollen ist Spiel: Durch unterschiedliche Abnutzung von Klischees und Schrifttypen würden geringfügig zu flache Druckelemente sonst nicht sicher eingefärbt werden. Diese Differenzen werden ja für ein gleichmäßiges Druckbild im Aufzug des Gegendruckes (hier der Tiegel) zugerichtet. Eine "Kraftzurichtung" unter den Klischees erfolgt ja nur im Extremfall, z.B. bei sogenannten Galvanos zwischen Unterbau und Klischee. So müssen also die Druckwalzen beim Einfärben geringe Höhenunterschiede der Druckform selbst ausgleichen. Soviel zur Praxis - Klugscheißermodus Ende (hoffentlich beiderseitig).
    PS: Für eine saubere Einfärbung bestreicht man die Führungsschienen von Zeit zu Zeit mit etwas Schultafelkreide, dann rutschen die Führungsrollen nicht.


    Gruß, Mario (Drucktechniker – Buchdruck und Offset)

    Zitat

    Erinnern wir uns, die HEIDELBERG war Ende der 70er Jahre die 1. Maschine am Markt, die als Schmitzringläufer ausgelegt war.

    "Meine" 70er-Jahre P24SW (Planeta Variant) war bereits eine Schmitzringläufer-Maschine, und das zeitlich VOR Heidelberg, gebe ich zu bedenken.

    Hallo,


    die Walzen müssen ca. einen Millimeter dicker sein als das Walzenlager, da die Schrifttypen ja exakt die Höhe der Schmitzleisten haben (genormte Schrifthöhe). Die Walze muss sich aber beim Einfärben der Schrifttypen und Klischees noch leicht eindrücken. Man muss außerdem auch einplanen, dass Walzen bei Alterung leicht schrumpfen. Wenn man mit einer sogenannten "Schrifthöhe" (Messhilfsmittel für die Justierung von Druckwalzen in Buchdruckmaschinen) die Walzenhöhe misst, muss darauf ein Farbstreifen von ca. 6 bis 8 pt. (ca. 3 mm) entstehen. Also: Die Walzen 1 mm dicker als das Walzenlager!