Beiträge von Setzerin

    Hallo,
    ich bin auch per Zufall über dieses Forum gestolpert, aber ich finde es interessant, dass die Letterpress-Bewegung jetzt auch hier schon ihre Wellen schlägt.
    Ich selbst bin gelernte Bleisetzerin und Drucktechnikerin und nach vielen Jahren in Druckereien und Werbeagenturen jetzt seit 10 Jahren selbständig. Vor ca. 15 Jahren habe ich auch wieder angefangen, Bleischriften etc. in ganz Deutschland zu sammeln und hatte Glück, dass ich meine Korrex und meine beiden Adanas noch sehr günstig erwerben konnte. Ebenso die Schriften. Es gibt ja seit x-Jahren durch den Handpressendruck genügend Nachfrage, und viele von diesen stellen regelmäßig auf der Mainzer Minipresse aus.

    Seit einiger Zeit kommt noch die Letterpress-Bewegung aus den USA und UK dazu. Sprich, Adana oder OHT (wer den Platz hat) und auf sündteuren Unterlagen "Boxcar Base" werden flexible Polymerplatten von Toyobo "gebabbt" und bevorzugt auf 900 g/qm Gmund Cotton gedruckt. Der dabei entstehende Reliefdruck ist das, was man damit erreichen will. Das ganze natürlich am Mac erstellt. Ich finde das schon ganz nett, aber auch nicht gerade günstig, besonders nicht als Hobby. Selbst wenn man sich die unbelichteten Platten und einen günstigen UV-Belichter besorgt.

    Der Spaß beginnt doch erst, alte vollkommen verfischte Kästen von Staub und Dreck zu befreien und sämtliche Sünden aus der Lehrzeit abzuarbeiten ;)

    Was mich aber an der Letterpress-Bewegung wirklich beeindruckt, ist der Mut sich einen OHT aufzustellen und mal rumzuprobieren. In meinem Lehrbetrieb gab es noch eine große Buchdruckabteilung mit einigen OHZ und OHT und auch noch zwei alte Anlegerinnen, die manchmal die Maschinen besser im Griff hatten als der "Meister". Obwohl mir die beiden Damen viel beigebracht haben, würde ich mich kaum trauen eine OHT zu kaufen und zum Laufen zu bringen.

    Was ich damit meine, Adana mit Nyloprints zu betreiben ist, glaube ich eine ganz schön "exklusives" Hobby. Sich dann noch an eine OHT zu trauen, Hut ab! Ich würde Anfängern daher eher mal zur guten alten Linolplatte oder Holzschnitt raten, vielleicht ein paar günstige englische Schriften, so wie sie oft bei ebay.co.uk angeboten werden und deren Schrifthöhe auf die Adana ausgelegt sind, erwerben und wenn dann das Druckergebnis stimmt, kann man ja immer weiter experimentieren.