Servus,
hier ein Auszug aus einer Stellungnahme zu diesem Thema, vieleicht hilf es dir in der Zukunft!
Da ölbasierende Systeme grundsätzlich im Bogenoffset durch oxidative Trocknung aushärten, werden bei diesem Prozess sogenannte „Spaltprodukte“ erzeugt. Diese können bei einigen Papierqualitäten einen Geistereffekt erzeugen. Dabei handelt es sich um eine partiell auftretende Veränderung des Papierstrichs der Rückseite des nächsten Druckbogens im Stapel. Eine anschließende Dispersionslackierung kann den Effekt entweder neutralisieren oder aber auch verstärken.
Wir möchten Ihnen in diesem Zusammenhang einen Brief eines global arbeitenden Farbenherstellers übermitteln, welcher sehr anschaulich die verschiedenen Arten der Geistereffekte beschreibt.
Geistereffekt, Kontaktvergilbung, Glanz-Mattstellenbildung
Die Bezeichnung Geistereffekt sehen wir als Oberbegriff für zwei verschiedene Erscheinungen, die im Bogenoffset auftreten, nämlich die Kontaktvergilbung und die Glanz-Mattstellenbildung.
Geistereffekt
Beide Erscheinungen können letztlich auf den gleichen Entstehungsmechanismus zurückgeführt werden. Bei der oxidativen Trocknung reagiert Leinöl oder andere pflanzliche Öle oder Alkydharze mit Luftsauerstoff. Bei dieser oxidativen Vernetzung der Pflanzenöle entstehen in geringen Mengen Spaltprodukte - gasförmige Aldehyde und Ketone - die auch für den typischen Geruch trocknender Bogenoffsetfarben charakteristisch sind. Beim Trocknen im Stapel entweichen diese Spaltprodukte aus der Druckfarbenschicht des Schöndrucks und dringen in die darüberliegende unbedruckte Rückseite des Papiers ein. Dabei kann es zu Wechselwirkungen mit unterschiedlichen Auswirkungen kommen.
Kontaktvergilbung
Reagieren die Spaltprodukte in der Weise mit dem Papierstrich, dass eine Vergilbung der Papierrückseite auftritt, so wird von Kontaktvergilbung gesprochen. Die vergilbten Bereiche auf der Widerdruckseite stehen dabei genau den Druckmotiven des Schöndrucks gegenüber. Eine Ursache für die Vergilbung ist eine Reaktion, die zum Abbau des optischen Aufhellers im Papierstrich führt – dadurch tritt die ursprüngliche Färbung des Papiers wieder zutage. Bekannt ist auch eine Reaktion zwischen Papierstrichkomponenten und den Spaltprodukten, die zur Bildung gelber Verbindungen führt. In der Vergangenheit war der Einsatz von Kasein im Papierstrich ein typisches Beispiel für ein Risiko zur Kontaktvergilbung.
Das heimtückische an der Kontaktvergilbung ist, dass – wie es der Begriff Geistereffekt andeutet – die generelle Möglichkeit zur Vergilbung bei jedem Bogenoffsetdruck gegeben ist, dass aber nicht vorausgesagt werden kann, ob der Effekt tatsächlich auftritt. Somit können auch keine absolut sicheren Vorgehensweisen zu seiner Vermeidung angegeben werden – einige Hinweise sind jedoch möglich.
Besonders ausgeprägt ist die Kontaktvergilbung dann, wenn die Schöndruckseite sehr schwere, scharf begrenzte Druckmotive aufweist – nach Möglichkeit sollte diese Seite im Widerdruck gedruckt werden.
Hohe Farbschichtdicken ergeben logischerweise eine größere Menge an Spaltprodukten – die Vermeidung von Überfärbung und der Einsatz von UCR- oder Unbuntaufbau ist deshalb hilfreich.
Verläuft die oxidativ Trocknung besonders rasch, so ist ebenfalls mit einer größeren Wahrscheinlichkeit zur Kontaktvergilbung zu rechnen – hierbei hilft ein Verzicht auf IR-Trocknung und den zusätzlichen Einsatz von Trockenstoffen in Farbe oder Feuchtmittel.
Eine Inline-Dispersionslackierung bildet innerhalb weniger Minuten eine „Schutzschicht“, die die Wanderung der gasförmigen Spaltprodukte in die darüberliegende Bogenrückseite erschwert.
Auch die Vermeidung von sehr langen Stapelzeiten sowie gelegentliches Lüften des Stapels haben sich als vorteilhaft erwiesen.
Ist trotz aller Vorsichtsmaßnahme Kontaktvergilbung aufgetreten, so kann dieser Effekt nicht mehr rückgängig gemacht werden. Eine Lackierung mit Öldrucklacken kann jedoch aufgrund der Eigenfärbung der Drucklacke den Kontrast etwas reduzieren und den Kontaktvergilbungseffekt schlechter erkennbar machen.
Glanz-Mattstellenbildung
Auch die Ursache für Glanz-Mattstellenbildung ist bei der Reaktion zwischen Spaltprodukten der oxidativen Trocknung und Papierstrichkomponenten zu suchen. In diesem Fall führt dies jedoch nicht zu einer sichtbaren Verfärbung des Papiers, sondern zu unsichtbaren Veränderungen des Papierstrichs. Diese zeigen ihre Auswirkungen erst, wenn im Widerdruck die Rückseite bedruckt wird. An den „vorbehandelten“ Stellen ist das Wegschlage-, Farbannahme- oder Trocknungsverhalten der Farbe verändert. Dies wirkt sich in regionalen Glanzunterschieden aus. Dabei erscheint der Druck in den veränderten Bereichen häufig als matter – es werden jedoch auch dann und wann Glanzsteigerungen beobachtet.
Ebenfalls berichtet wird von gelegentlichem Auftreten von Glanz-Mattenbildung bei der Lackierung mit Dispersions- oder UV-Lacken. Selbst beim Auftrag der Kleber für eine Folienkaschierung wurde in Einzelfällen Glanz-Mattstellenbildung beobachtet.
Die Risikofaktoren und Vermeidungsstrategien zum Auftreten von Glanz-Mattstellenbildung sind dieselben wie bereits für die Kontaktvergilbung beschrieben.
Sind Glanz-Mattstellen im Druck aufgetreten, ist häufig eine zusätzliche Lackierung mit Dispersionslack hilfreich. Der Glanz der Lackschicht nivelliert die Glanzunterschiede der darunterliegenden Farbschichten. Aber auch die Glanz-Mattstellenbildung verhält sich wie ein echter Geistereffekt: weder kann die Erscheinung vorhergesagt werden, noch können Vermeidungsmaßnahmen mit Erfolgsgarantie festgelegt werden und ebenso wird eine Überlackierung nicht in allen Fällen den Glanz-Matteffekt zum Verschwinden bringen.
Sollten die Druckbogen inline mit Dispersionslack bedruckt worden sein, ist eine Verringerung bzw. Vermeidung des Geistereffekts durch Erhöhung der Dispersionslackschicht möglich.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass Geistereffekte meist durch die Wahl eines anderen Bedruckstoffes eliminiert werden können, da die Strichzusammensetzung wesentlichen Einfluss auf das Erzeugen von Geistereffekten hat.