JDF (erarbeitet durch die CIP4 Organisation ) ist der Versuch einen einheitlichen Prozessstandard zu definieren um das Format Chaos in der graphischen Industrie zu minimieren. Die Spezifikation durchzulesen bedarf einiges an Fleißarbeit, ausgedruckt ist das ein fetter Ordner.
Unter anderem soll es die Nachteile vom (zwar de facto veraltetem aber nach wie vor gebräuchlichem) CIP3 Standard ausbügeln. Während eine CIP3 Datei im besten Fall Auftragsnummer, Auftragsname, Farbauszüge in Form kleiner Vorschaubildern (aus denen die Maschinenhersteller dann die zonalen Flächendeckungen extrahieren um mit diesen Werten die Farbzonenöffnungen zu bestimmen), Papier- und Plattenformat sowie Cutting Informationen beinhaltet geht JDF einen gehörigen Schritt weiter: Von der Auftragsannahme bis zur Auslieferung soll der gesamte Kalkulations-, Produktions- und Lieferprozess mit einem Format abgedeckt werden.
Fälschlicherweise wird des öfteren Angenommen, dass _eine_ Datei von Abteilung zu Abteilung weitergereicht wird und jeder seinen "Kram" hinzupackt. In der Realität entstehen während des gesamten Prozesses jedoch unterschiedliche Derivate dieser in XML formatierten Dateien. So werden die erfassten BDE Daten etwa nicht dem Ursprungs JDF File "angehangen" - vielmehr wird mittels s.g. JMF (Job Messaging Format) die Betriebszustände live an angeschlossene Systeme zurückgemeldet. Die von der Vorstufe generierte JDF für den Ausschiesser kommt in ihrer für den Ausschiesser benötigten Form nicht an der Maschine an usw.
Ebenfalls ist es ein Irrglaube, dass die Maschinen JDF fähig sein müssen. Vielmehr gibt es vorgelagerte Systeme (Prinance [HD], PECOM [MAN], LogoTronic professional [KBA]) die die Informationen aus JDF verarbeiten und dann wie gewohnt den Maschinen zur Verfügung stellen. Nur so können auch Maschinen älterer Jahrgänge in die "vernetzte Druckerei" eingebunden werden. Was bringt es, eine brandneue Maschine im Drucksaal mit JDF/JMF Funktionalität zu haben, wenn die anderen 6 es nicht können?
Was natürlich Grundvoraussetzung ist: Sämtliche am Prozess beteiligten Systeme müssen JDF fähig sein. Mir bringt JDF fähiges Equipment der Druckmaschinenhersteller nichts wenn das MIS kein JDF beherrscht.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich nicht jeder an den definierten Standard a) hält bzw b) vollumfänglich bereits untestützt (resultierend aus der schieren Größe der Definition von JDF). Ich habe diverese Kunden kennengelernt, die ein MIS benutzen welches sich "JDF fähig" auf die Fahne schreiben, jedoch noch nie an einer Maschinenintegration beteiligt waren. Das führt dann zu breiten Diskussionen wer jetzt wo Nacharbeiten muss.
Am liebsten sind mir die Kunden die glauben eine JDF Integration funktioniert mit einem Fingerschnipp - dem ist definitiv nicht so. Und viele haben dabei gemerkt, dass erstmal die eigenen Hausaufgaben gemacht werden müssen. Das selbe Verständnis für Auftragsnummern, Signaturen, Versionen, Bogennummern zwischen MIS und Vorstufe? Ein Wunschdenken!