Da hast Recht!
Ich hab mir schon oft gedacht, was fürn Glück ich doch habe, daß ich ned die Konsequenzen eines Mißérfolges zu
tragen habe. Wobei ich das iwie doch zu tragen habe...oder woher kommen die skurrilen Forderungen nach immer
weniger Lohn für mehr Arbeit?
Jeder Drucker hat heutzutage doch die ständige Angst, daß sein Produkt nicht den Fantasien des Auftraggebers
entspricht und ne Reklamation ins Haus flattert. Klar, direkt betrifft es mich nur sekundär, aber im Endeffekt
hab ich und andere weniger Lohn in der Tüte...
Ich stell mir dann gern die andere Seite vor. Wie isses wohl, wenn ich z.B. für Media-Markt als Werber bin?
Freu ich mich, wenn ich bei jedem Druck-Auftrag ne Reklamation erreiche und Firmen in den Ruin treibe?
Wahrscheinlich ja, da ich somit ne Art Provision kriege. Also is der Tod vieler für meine Bereicherung akzep-
tabel -.-
Solange das System so funktioniert werden Drucker (und Helfer) keine Freude an ihrem Job haben !!!
Beiträge von Silent74
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Da kann ich so ausm Stand heraus nur meine eigene Doofheit zum Besten geben:
Hab im 3. Lehrjahr damals an ner Speedmaster ZP102+W gearbeitet...für die Post so Formulare 1/1 schwarz
gedruckt....also wegschlagende Farbe rein, da auf 60g Naturpapier gedruckt, den Einschußapparat angetüddelt,
Papierlauf und ab geht die wilde Fahrt....
Nach n paar Tausend Druck merk ich, daß die Farbe immer blasser wird und denk mir so "Am Farbkasten kanns
net liegen, den haste ja schön voll gemacht und soviel Farbabnahme haste ja net"....also bissl mehr im Duktor-
Hub und gut, aber Farbe kommt net...ich geh aufn Bock und krieg das Kotzen...da hab ich doch allen Ernstes
vergessen, die Seitenbacken des Farbkastens wieder reinzumachen und die ganze Farbe links und rechts an
den Walzen runtergelaufen....also auf zum Abt.-Leiter und ihm erstmal gebeichtet und ne Schicht schööön
rumgeputzt...naja, sowas passiert einem auch nur einmal....ein hab ich noch...mein Rolleur wollt mal den Farbcontainer wechseln in der Nachtschicht und war ziemlich in
Eile wegen Rollenwechsel. Also fuhr er etwas zügiger um die Kurve und der Container mit ner Tonne Farbe kippt
aufn Boden und läuft aus...die haben da mit 3 Mann 2 Stunden für gebraucht, um die Sauerei zu beheben....und noch einen...auch Nachtschicht...Rolleur hat Streß, ich als damals 2.Drucker hab mir die Eier geschaukelt.
Also war ich so nett und wollt für ihn n paar Rollen Papier ausm Lager holen....bin aber noch nie Stapler gefahren...
egal...schaffen ja auch Deppen, also kriegst des schon hin *gg* Also rauf aufn Bock, Hebel ausprobiert, alles klar.
Im Papierlager dann ne Rolle gegriffen und gedreht, aber net runtergefahren - ich wollt ja sehen, wohin ich fahre.
Zack - mitm oberen Gestänge des Staplers die Deckenheizung der Halle touchiert...zum Glück kein Rohrbruch, hin danach
nur etwas schief....seitdem weiß ich, warum man als Staplerfahrer die Sachen tief fährt -
Blindheit und Beratungsresistenz sind meist die Grundpfeiler eines jeden Vorgesetzten
Ich hab mal über n Jahr um ne Osmose-Anlage gebettelt (Kostenpunkt ca. 6000 Euro), weil uns
die Walzen in der Maschine dermaßen verkalkten, daß wir alle halbe Jahre ALLE Walzen (auch Rilsan-Reiber)
neu beschichten lassen mußten. Da half kein Einweichen, keine Pasten und keine Essigessenz/Zitronensäure.
Wieeee oft hab ich nach so ner Aktion den Chef die Milchmädchen-Rechnung eröffnet, was ne Anlage
kostet und was alle Walzen aus/einbaun, justieren und beziehen lassen kostet...aaaber nöööö...wir haben
kein Geld für ne Anlage -.-
...und für die, die's noch ned kennen...Drucken mit verkalkten Walzen is echt unschön, da die Farbwalzen durch
den Kalk wasserfreundlich werden...da wird Farbe stellen zum Roulette spielen -
Ich wüßte nicht, daß ein Chef nen guten Mitarbeiter entlassen würde, nur, weil der für nen guten
Kunden etwas Geld sehen will. Damit schneidet sich doch jeder Chef gleich zwei mal ins eigene Fleisch.
Erstens geht ihm der Kunde verloren und zweitens noch n guter Drucker und das nur, damit er ne
Provision spart, die jeder Außendienstler, der Kunden wirbt, eh kriegt -.-
Ich seh das iwie alles gelassener. Es geht doch im Endeffekt darum, daß es der Firma und somit den
Leuten gutgeht - das alle gut verdienen und der Job so sicher wie möglich ist. Da isses mir als Chef
doch nur Recht, wenn Kunden von Mitarbeitern geworben werden und diese Art Eigeninitiative würd
ich auch mit ner Gratifikation belohnen....oder wenn der Chef das net will, hol ich mir nen Sachbearbeiter
aus der Firma und sag dem so und so und daß wir dann bei der Provision halbe/halbe machen oder soIch mein...klar...muß net immer Geld sein. Mir würds auch völlig reichen, wenn er mich unkündbar macht
oder n Firmenwagen vor die Tür stellt *g*
Deine FrageZitatwas ist ihm wichtiger ?, ein " sicherer " Arbeitsplatz oder nur
schnelles Geld ?versteh ich net so ganz. Mit nem neuen Kunden hat die Firma mehr Arbeit und Umsatz und ich helfe,
daß der Arbeitsplatz sicherer wird und dank der Provision gibts das schnelle Geld noch als Sahnehäubchen
obendrauf
Eigeninitiative zum Wohle der Firma sollte immer belohnt werden und bei der Kundenaquise ist eine Pro-
vision Standart, also nix außergewöhnliches, was man da verlangt. Wobei ich da eher an Auftragsumsätze
von 10000+ Euro denke....halt Rollenoffset *g* -
Ich meine, daß es Fallweise entschieden werden sollte.
Es sind zwei Paar Schuhe, ob ich für meine Oma 100 Visitenkarten als Auftrag weitergebe an die Firma,
oder ob ich nen Kunden wie Media-Markt dazu bringe, n halbes Jahr ihre wöchentliche Zeitungsbeilage
bei uns drucken zu lassen.
Im ersteren Fall wär ich auch gegen ne Provision, aber im letzteren eher dafür, weil es ein wiederkehrender,
großvolumiger Auftrag ist, der die Maschine gut auslastet....und wenn der Drucker das durch Connections
hinkriegt - warum soll er nix kriegen, aber n Außendienstler schon?
Ihr könnt euch sicher sein - wenn ich n Kunden an der Angel hätte, der für ne Woche Maschinenauslastung
sorgt und das jeden Monat und mein Chef würd mir dafür nix bieten außer, daß ich da weiter arbeiten darf,
dann vermittel ich den Kunden zu ner Druckerei, die gewillt ist, mir dafür was zu zahlen. Zu verschenken hat
heut keiner was, oder?
Es is klar, daß ich als Drucker keinem Außendienstler den Job wegnehmen will, aber manchmal gibt es dank
Beziehungen halt Möglichkeiten, Arbeit ranzuholen und wenn das was größeres is, warum dann nicht auch die
Leute dafür belohnen? -
Was Bewerbungen angeht....da bin ich bisher am besten damit gefahren, wenn man sich die
Bewerbungsmappe unterm Arm klemmt und hingeht. Das hat den großen Vorteil, daß der Chef dich
gleich viel besser kennenlernt, beide gleich Fragen stellen können und du dir den Betrieb ansehen
kannst.
Ne Mappe kann man schnell abhaken und einfach weglegen, aber n Gespräch hinterläßt nen gewissen
Eindruck. Ich war auch mal Selbstständig und Mappen mit Eselsohren, Zettelsammlungen, ordinäre
Formulierung des Anschreibens usw. landeten immer gleich in Ablage P (Papierkorb) -
Hör mir auf....wir haben da mit alten Bändern ausm Falz die Walzen ala Flaschenzug reingewurschtelt.
Ab 20kg bei ner Walze, die man mit fast ausgestrecktem Arm von unten nach oben hochpfriemeln muß,
hört der Spaß auf. Da warn wir Teilweise mit 3 Mann dran und wenn die dann irgendwo verkantet und klemmt,
kriegst echt Pickel -.-
Das einzige, was mir so spontan als Lösung dazu einfallen würde, wär n Schienensystem wie an Küchenschubladen,
so daß man das ganze Farb/Feuchtwerk rausfahren könnte. Aber das würd mehr kosten und son paar schlaffe Arme
sind gratis *gg* -
Jup, das mitm Geruch geht mir auch so...erstmal ne Nase nehmen und sich irgendwie
"zuhause" fühlen
Ich denk mal, daß man "gute" Schüler recht schnell erkennt - war zumindest an der Maschine so,
wenn man nen neuen 2.Drucker anlernen mußte. Die Guten machen einfach mehr, als nur das
nötigste, hinterfragen mehr und man muß ihnen net jeden Arbeitschritt detailiert auftragen, da sie
die Kunst des Mitdenkens beherrschen
Der Rest is halt Drucker, weil man gut Kohle verdientAls Lehrer isses doch easy...Anwesenheit is vier oder besser (je nach Arbeiten) und 5 für die,
die schwänzen. 6 würd ich nur denen geben, die sich absolut daneben benehmen.
...und wenn ich son Fach wie Politik unterrichten würde (was für nen Drucker so wichtig is, wie die Eier vom Papst),
dann wär Anwesenheit schon 3 -
Ahjo, so isses halt. Da hast den geilsten Beruf der Welt und machst ihn mit Freude und dann wird er dir
dank der Firmenpolitik madig gemacht
Ich war bisher in 8 Druckereien und mir hat der Job ansich immer Spaß gemacht - selbst die Scheißtage
mit 20 Bahnrissen oder 115g Naturpapier 1,5faches Volumen auf 24S. falzen und 8h versuchen, die
Knautschfalte im Bruch wegzukriegen
Das is jedenfalls der Grund, warum ich das Drucken liebe - die Vielseitigkeit, die Herausforderung und immer
was Neues. Was ich andererseits hasse is die Schnellebigkeit heute. Überall nur n Jahr arbeiten und dann
wieder Sachen packen und weiter quer durch Deutschland immer den Jobs hinterherziehen.Ich glaub, ich mach nachm Techniker einen auf Berufschullehrer. Arbeitszeiten sind geregelt, keine Überstunden,
keine Reklamationen und schön viele Urlaubstage *g* Dann kann ich der Jugend von heute gleich mal verklickern,
daß sie als Drucker net glücklich werden, es sei denn, sie arbeiten gern bei Zeitarbeitsfirmen *g* -
Ich bin mal gespannt, wann es nicht mehr heißt "personalkosten sind zu hoch....ihr verdient alle zuviel", sondern
"Meine Verkäufer können nicht verhandeln, der Abt-Leiter nimmt jede Reklamation einfach hin" usw...Diese Schraube mehr Druck und Verantwortung bei geringerer Bezahlung und Anerkennung is Gift für jede Firma!
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Im Rollenoffset is MAN besser als Heidelberg, dafür is HD halt günstiger.
Im Bogenoffset kann ichs net gut beurteilen, da ich nur mal n paar Monate an ner Roland 200 war.Prinzipiell kommen die MAN-Maschinen klobiger und massiver daher...und was den Saugbändertisch
der Roland 200 angeht...da wußt ich erst, wie grottig dies ewige Bürstenrädchen-Einstellen an der
HD is und, daß es auch anders gehtWenn ich's aus Sicht des Rollenoffset mit Automarken vergleichen soll, is HD zu MAN wie Audi zu Mercedes.
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Naja, die goldenen Jahre sind vorbei. Eine Druckerei kenn ich, da war es vor 10 Jahren top, als ich da gearbeitet habe und
ich wär auch nie weggegangen, mußte dann aber aus familiären Grunden kündigen.Da wars so, daß die 2 Rollenmaschinen hatten (16S.) und 90% der Drucker waren übertariflich bezaht, einige sogar deutlich
darüber. Der Abt-Leiter kam jeden morgen 8:00 an die Maschinen, hat sich mit ALLEN kurz unterhalten, was so die Nacht-
schicht los war, ob was bestellt werden muß wie Handschuhe oder gewisse Schrauben ect. Dann ging er ins Farblager, dann
Papierlager. die ganze Zeit hatte er immer n Block dabei und sich bei jedem Gespräch die Sachen notiert. So um 9:00
war er dann durch, ging ins Büro. Jeden Tag um 10:00 gabs n Abt-Leiter-Treffen von Kopie, Druck, WV und Versand..ging
meist 15mins.
Falls n Drucker Probleme an der Maschine hatte, gabs im Mittelgang zwischen den zwei Maschinen jede Menge Werkzeug-
Schränke mit fast allem, was so kaputt gehn kann. Schrauben, Duktor-Motoren, Kugellager, Zahnriemen, Poti's ect. und das
Werkzeug dazu.Zumindest war die Oranisation da sehr gut und auch das Betriebsklima top. die letzten 10 Jahre werden aber auch da net
spurlos dran vorbei gegangen sein denk ich mal.Gruß
Silent -
Nietsche meinte "Religion is Opium fürs Volk"...ich geh da weiter und füge zur Religion noch Politik hinzu.
...über Dinge, die ich nicht ändern oder beeinflussen kann, brauch ich mir net den Kopf zu zerbrechen, da es zu nix außer
Frust führt. Es is, wie es is. Der Himmel is blau, das Wasser is naß und der Mensch sucht den Weg des geringsten
Widerstands.
Im Falle der Arbeitspolitik sind das derzeit halt die Zeitabeitsfirmen in Deutschland. Wenn es noch Leibeigene
geben würde, wär das halt Mode, weil noch billiger.....und Firmen wie Bertelsmann holen sich seit Jahren ihre
Drucker aus Polen, weil die weniger kosten. Andere Fimen lassen im Ausland produzieren, weils billiger is. China is
da grad groß in Mode. Die Schulen zum Diplom Ingeneur Drucktechnik (Bachelor) bieten deswegen auch ihr
Studienprogramm mit Aufenthalt in China an....aber des nur mal nebenbei.Um Aufträge zu bekommen unterbieten sich die Firmen immer weiter und setzen sich dadurch selbst noch mehr dem
Spar-Wahn aus. Wenn es net gegen die freie Marktwirtschaft wäre, würd ich ja für Preisabsprache plädieren....
Tarifabsprache gibts ja auch und wenn der Arbeitslohn per Gewerkschaft vereinbart werden kann, warum dann auch
nicht der Auftragslohn und somit die Gewinnspanne -
Im Rollenoffset is des mitm Lehrling was beibringen n bissl einfacher, da man öfters Fortdruck hat und da auch mal
die Zeit nutzen und ihnen was beibringen kann. Damals zu meiner Lehrzeit hat n Geselle zu mir gesagt "Wenn du
Fragen hast, dann frage...es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten" *g* Derart motiviert hab ich ihn
wochenlang gelöchert, bis ich echt net mehr wußte, was ich noch Fragen könnte...naja, und genauso mach ich's heut
immernoch...kommt n Monteur vom Maschinenhersteller wird der gelöchert, bis er mich netmehr sehen kann...egal...
der sieht mich eh nur alle Jubeljahre mal, aber evtl. kann ich was lernen, was mir täglich helfen wird...davon mal
ab...hab ich schon als Kind alles auseinandergeschraubt, weil ich wissen wollte, wie's funktioniert *g*Leider stimmt es, daß wir als Drucker vom Handwerk zur Industie geworden sind und Zeit heut einer der wichtigsten
Faktoren geworden ist. Aber mir fällt dann immerwieder der Spruch ein "Schenk einem hungernden einen Fisch und
er hat für einen Tag zu essen, zeig ihm, wie man angelt und er wird nie wieder hungern" Nur dauert das Angeln
beibringen halt länger als ihm n Fisch zu geben -
*ironie on* Cholerische Menschen - ich lieeebe sie - besonders Chef's, die so sind *ironie off*
Bußgeld....allein des Wort...komm mir vor wie im Straßenverkehr
Sinn und Zweck dier Bußgelder soll also sein, daß die Drucker weniger Fehler machen und gewissenhafter arbeiten, oder?
Also hat der Chef den Eindruck, daß ihr n Haufen verantwortungsloser Maschinenbediener seid, die viele Fehler machen,
weil ihr nicht sorgfältig genug arbeitet und euch keine Mühe gebt?
Ich weiß ja net, wie ihr bei euch im Betrieb so drauf seid, aber 90% der Drucker, die ich kenne, sind von Hause aus schon
sehr ehrgeizig und motiviert und bestimmt macht keiner n Fehler absichtlich und unabsichtliche Fehler, die jeder mal macht,
können auch duch kein Bußgeld der Welt vermieden werden.
Die Angst vorm Bußgeld könnte Flüchtigkeitsfehler reduzieren, allerdings führt die Angst davor n Fehler zu machen und
blechen zu müssen dazu, daß mehr kontrolliert und weniger produziert wird und ob sich des rechnet wage ich mal zu bezweifeln.Bisher gabs in meinem Arbeitsleben eine Abmahnung, weil ich 5 mins zu spät zur Frühschicht gekommen bin (normalerweise
bin ich wegen ner ruhigen Schuchtübernahme immer 15-20mins vor Arbeitsbeginn da, aber an dem Tag hatte ich nachts n
Stromausfall und der Wecker war somit verstellt) und ne Ermahnung (nicht Abmahnung), weil ich bei ner Wickelfalzproduktion
net bemerkt habe, daß ca. alle 500 Ex. mal ne Ecke im 1.Querfalz war (also IM gefalzten Produkt).
Ich bin jederzeit für nen Bußgeldkatalog offen, aber dann muß es auch n "Gegenstück" geben..nen Leistungskatalog oder so.
Wenn ich zB. ne Sicherung wieder reindrücke, obwohl des Aufgabe vom Betriebselektriker wäre und ich so 30mins Ausfall
einspare, oder n Zahnriemen wechsle und einstelle oder n Getriebe oder Poti's anlöte usw... aber hey, DAS sieht keiner -.-Naja...wenn der Chef sonst keine Sorgen hat, is ja alles dufte *gg*
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Oha....hier is ja richtig was los gewesen die letzten Tage
Ich behaupte mal, daß ich schon so einige Facetten des Lebens kenne. Hab bei ner Inbetriebnahme damals
7 Tage 12h gearbeitet, dann drei Tage frei und wieder 7 Tage 12h-Schichten...n halbes Jahr lang. War ich zig
verschiedenen Druckereien, war danach Selbstständig, bin derzeit HartzIV-Empfänger und in Insolvenz mit
ner Mio. Euro und bekomme aufgrund gesundheitlicher Probleme (Morbus Bechterew) ne Weiterbildung von
der LVA finanziert, da ich berufsunfähig geworden bin.Ich kenne sowohl die AG als auch die AN Seite und glaube, daß die größte Kraft hinter allem Handeln die Angst
ist. Der AG hat Angst faule Säcke zu beschäftigen, die er nicht mehr los wird und die ihn nur Geld kosten. Der
AN hat Angst, daß er seinen Job verliert, sowie dem Chef mal irgendwas gegen den Strich geht.
Leute, die Ü50 (eigentlich schon ab Ü35) sind werden ungern eingestellt, weil sie im Sozialplan ne bessere
Stellung hätten andererseits...wenn es den Kündigungsschutz nicht gäbe, wie soll man da sein Leben planen?
Würdest du ne Hausfinanzierung über 30 Jahre abschließen und Kinder haben wollen, wenn in deiner Firma
90% der Belegschaft im Jahr ausgetauscht wird?
Gerade in größeren Betrieben ist die Austausch-Methode in den letzten Jahre groß in Mode gekommen. Es gibt
nur noch Jahresverträge mit 6 Monate Probezeit. Wenn du des Jahr gut warst und die Auftragssituation gut bleibt,
kriegst denselben Vertrag nochmal und nach 2 Jahren darfst gehen, egal, wie gut du warst, weil der Chef kein
Bock auf ne Festanstellung hat, die er dir dann geben müßte.
Fakt ist...gäb es den Sozialstaat nicht, hätt ich mich schon längst umgebracht! Mit ner Krankheit, die nicht
heilbar ist und 1 Mio. Schulden...welche Chancen hätte ich, da was machen zu können ohne staatliche Hilfe?Andererseits...ich sollte mich evtl. mal mit dem sozialverträglichen Ableben beschäftigen, da ich zuviel koste.
Dank der Krankenkassen kann ich ein Medikament nehmen, welches zwar monatlich 2000€ kostet, mir aber ein
Leben ohne Schmerzen ermöglicht. Dazu noch mein HartzIV-Bezug von 550€ und die Schulden. Wie gesagt, ohne
Sozialstaat wärs des gewesen. Ja, ich weiß, daß ich den anderen auf der Tasche "liege" bzw. daß eure Abgaben
mich finanzieren und ihr es leid seid, die große Differenz zwischen Brutto und Netto zu sehen. Aber wärs besser,
wenn sich so Leute wie ich keine Zukunft mehr hätten und Deutschland statt Arbeitslosenzahlen Selbstmordzahlen
hätte? So nach dem Motto "Dank des guten Frühjahrs haben wir diesen Monat nur 100000 Suizide, das sind 5%
weniger als im Vorjahr" -.-Vom rein kapitalistischem Standpunkt aus rechnet sich meine Existenz nicht und wahrscheinlich hab ich deswegen
n kleines Problem damit. Dennoch kann ich beide Standpunkte nachvollziehen. Nur, wenn es so wäre, daß nur die
Arbeitskraft zählt und soziale Leistungen drastisch reduziert werden, sollte auch klar sein, daß die Kriminalität
drastisch steigen würde. Also gäbs mehr Polizei und zur Abschreckung n paar Hinrichtungen, da Knast in Deutschland
ja eh wie Zimmer mit Vollpension is und nur kosten würde.Egal, wie man's dreht und wendet...es wird immer leidtragende geben. Man kanns halt net allen Recht machen.
Zum Thema Zeitarbeit: Die Firmenleitungen, die auf einen großen Einsatz von Leiharbeitern bauen, werden merken,
daß es zwar kurzfristig nett aufm Papier aussieht, aber mittelfristig mehr kosten als nutzen wird. -
Wieso is Kündigungsschutz eigentlich n Thema in Deutschland? Es is ja net so, daß ich n Typen an der Bus-Haltestelle
aufgable und ihn als Drucker einstelle *g* Bevor der drucken darf, muß er erstmal nen Lebenslauf abgeben und sich
dann beim Abt-Leiter mündlich einschleimen. Dann hat er n halbes Jahr Probe, wo man recht gut sehn kann, wie er
sich anstellt und erst danach fängt doch der Kündigungsschutz langsam zu greifen an, oder?
..und wenn n Mitarbeiter 20 Jahre gute Dienste geleistet hat und dann auf einmal n Leistungseinbruch hat, so is
wohl was schief gelaufen im Privaten oder so und man sollte versuchen, ihm zu helfen, anstatt zu versuchen, ihn
als Problemfaktor loszuwerden.
Ich komm mir in Deutschland schon vor wie so ne Einmal-Serviette...gebraucht und weggeschmissen
...oder wie's so schön heißt...Wegwerfgesellschaft -
Naja, in der Druckerei isses wie im Vereinssport...nur, wenn man zusammenspielt, klappts auch.
In einigen Druckereien isses echt übel. Da läßt sich keiner was sagen, jeder fühlt sich gleich an-
gegriffen und niemand will sich in die Karten schaun lassen. Selbst unter Kollegen is der Erfahrungs-
austausch manchmal "bescheiden".
Da ich meist n fitten 2. Drucker an der Maschine hatte, konte ich öfters mal "spazieren" gehen bei
Fortdruck. Also hab ich mal mitm Sachbearbeiter geredet, mal mitm Disponenten, mal mit welchen
aus der Vorstufe oder mitm Abt-Leiter. Jeder Mensch is anders. Der eine is halt froh über ne Info,
der andere fühlt sich angegriffen. Aber wenn man net aufgibt und immer mal wieder nachbohrt, sind
Änderungen durchaus möglich nach dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein" -
Da der Aufbau des Fundaments vom Maschinenbauer vorgegeben ist und normalerweise mehr als ausreicht, fallen
mir da spontan nur 2 Möglichkeiten ein.
a) Fundament wurde net so gemacht wie gefordert.
b) Die Erde unter dem Fundament is in Bewegung (z.B. durch Wasser).In beiden Fällen würd nur n neues Fundament helfen. Die Frage is dann halt nur, wer's bezahlt.
Als Drucker an der Maschine kannst ja gegen die Fundament-Geschichte nix machen. Da bleibt dir nur,
langsamer fahren (macht ihr ja auch) oder sich kleine Provisorien einfallen zu lassen (zB. die Greifer
einseitig lockerer einstellen).....oder leg auf der durchhängenden Seiten n Zehntelblech unter die
tragenden Teile -
Also von den Druckern an der Maschine kommt die Idee, Zeitarbeiter zu nehmen anstatt feste Leute, bestimmt nicht!
Im Gegenteil - wir betteln um feste Leute. Aber dann kommt der Abt-Leiter immer mit dem Argument, daß die von der
Zeitarbeit je nach Bedarf geholt oder daheim gelassen werden können und wenn man mal schlechte Erfahrungen mit
einem macht, is der von heut auf morgen zu ersetzen. Finanziell rechnet sich eher n fester, weil die Firmen mehr für den
Leitarbeiter zahlen, als n Festangestellter kosten würde. Schon bizarr...die zahlen lieber 25€/Std. an ne andere Firma,
anstatt 15€ einer festen Aushilfe oO
Zeitarbeitsnehmer sind echt zu bemitleiden. Verdienen nen Hungerlohn, haben weniger Urlaub und können im Umkreis
überall hingeschickt werden. Die, die des mit dich machen lassen, sehen meist keinen anderen Ausweg und die Zeitfirmen
leben von dieser Not.
Naja...in Zukunft werd ich des Pferd anders aufzäumen...ich beginne dies Jahr mitm Techniker und falls des so sein soll
und ich den Abschuß hinkriege, werd ich in 2 Jahren irgendwo Abt-Leiter und hab da mehr mitzureden *g* Wobei zum
neue Leute kennenlernen und anschaun, wie sie arbeiten, is des mit der Zeitarbeit net so verkehrt. Wenn man nur nach
Unterlagen geht is des immer wie ne Katze im Sack kaufen