@ DerKolb: Du kannst ja das Thema umbenennen
Mir gefällt diese grundsätzliche Debatte erheblich besser als ein weiterer anekdotischer Austausch von Erlebnissen. Vor allem, weil erwartbar eine „Berufsgruppe“ mit Sicherheit immer den Schwarzen Peter zugeschoben bekommt.
Ich habe zwar noch nie einen Zeitarbeiter beschäftigt, habe aber jetzt nach Jahrzehnten Erfahrung mit Voll- und Teilzeitkräften, mit Aushilfen, Studenten- und Schülerpraktikanten, Auszubildenden, Leuten aus Äthiopien bis Nicaragua nur eines herausbekommen: es liegt immer am Mitarbeiter, nicht an der Schublade, aus der er steigt. Gute Leute sind gut, schlechte eben nicht.
EHST ist ein knallharter Individualist, der die Probleme grundsätzlich betrachtet. Das erschreckt vielleicht beim ersten Drüberlesen, ist aber eine scheinbar gelebte Umsetzung der Erkenntnis des Philosophen Leibowitz: „Der größte Feind eines jeden Menschen ist immer seine eigene Regierung. Das gilt auch für die Demokratie“.
Und die Schwächeren mitzunehmen, zu schützen, ist Aufgabe einer Gesellschaft. Und wir haben hier in Deutschland einen sehr hohen Standard erreicht. Bei meiner Stellenausschreibung hatte ich Kontakt zu einer arbeitslosen Dame, die sich erst später bewerben könne „weil sie jetzt erst mal in Urlaub fliege“. Wenn das kein glückliches Land ist.
Es werden aber trotzdem auf der anderen Seite immer mehr Leute abgehängt. Ich unterstelle jetzt mal EHST, das er ein guter Drucker ist, nicht zu alt, gesund, und Spaß an seiner Arbeit hat, der sich zu helfen weiß, wenn ihm das Leben einen Streich spielt. Super. Charakter hat er ohne Zweifel, vertritt eine unangenehme Minderheitenmeinung, und lebt sie sogar. Aber damit ist er eine Ausnahme.
Was ist mit der alleinerziehenden Mutter mit dem kränkelnden Kind? Wie kann die von Hartz4 leben? Wann muss man einen Zeitarbeitsjob annehmen, weil nichts anderes geht?
Kann mir vielleicht auch noch blühen, so rosig sind die Zeiten nicht! Und dann brauche ich als Neuling in der Arbeitnehmersparte sicher die Hilfe von Organisationen und Gesetzen, um mich zurecht zu finden oder zu überleben. Denn das Ideal des „edlen Chefs“ tritt mir immer seltener gegenüber. Eher der Personalmanager einer aus Amerika oder China gesteuerten Investmentgesellschaft, die den Betrieb alle 12 Monate verkauft und wieder die Hälfte der Leute rausschmeißt. Und so jung bin ich nicht mehr, dass ich mir aus zehn Angeboten das passende raussuchen kann.
Grüße