Beitrag 109, Typische Bilder der Drucktechniken 3. Tiefdruck

  • Hier möchte ich jeden ermuntern, der gesicherte Kenntnisse hat, zu ergänzen oder zu korrigieren.


    Der industrielle Tiefdruck hat zwei grundsätzlich verschieden wirkende Techniken der Druckform-Bebilderung. Als konventionell bezeichnen die Tiefdrucker das Ätzen von mit Kupfer überzogenen Walzen (Ballard-Haut) mit einer leicht sauren Lösung von Eisenchlorid. In dieser alten Technik wirkt die Ätzlösung durch ein Kreuzlinienraster auf das Kupfermetall je nach Rasterpunkt unterschiedlich lange ein. Die Größe dieser geätzten Punkte ist immer gleich, nur die Tiefe variiert. Damit gelingt es, Farbe in unterschiedlich dicken Schichten über die Rasterpartien aufzutragen. Das bezeichnen wir als Intensitätsmodulation. Es ermöglicht echte, kontinuierliche Übergänge von viel zu wenig Farbe, also echte Halbtöne. Die ist der wichtigste Unterschied zur Flächenmodulation wie im autotypischen Druck und gibt ganz eigene Gestaltungsmöglichkeiten. Die Rasterlöcher werden Näpfchen genannt. Und es liegt auf der Hand, dass die Stege zwischen den Näpfchen unbedingt bleiben müssen, weil sonst die Näpfchentiefe nicht gehalten werden kann.


    Dies bringt uns den Haupt-Unterschied zu den anderen Drucktechniken, den Sägezahnrand. Auch Buchstaben und Linien bauen sich aus Einzelpunkten zusammen und hinterlassen ihre verräterische Form.


    Eine Tiefdruck-Form, ein Druckzylinder, ist eine teure Angelegenheit und ihre Bebilderung aufwändig und dauert. Deshalb ist er für Aktualitäten wie im Zeitungsdruck wenig brauchbar. Aber die enorme Standzeit dieser Zylinder prädestiniert ihn für Großauflagen. Wir finden ihn beim Druck von Illustrierten, Zeitschriften - und im Verpackungsdruck (Etiketten, Schachteln, Tuben, Dosen usw.).


    Für industrielle Verfahren hat die Ätzung aber Nachteile. Sie ist kompliziert und lässt sich nicht so standardisieren wie die Techniken des Hoch- und des Offsetdruckes.


    Deshalb hat man ein Verfahren entwickelt, bei dem elektrisch gesteuerte Stichel die Druckform bebildern. Durch Konstruktion und Zuschlagkraft der Stichel lässt sich steuern, wie tief sie einstechen. Wir nennen diese Technik „Elektrogravur“ oder meist einfach nur „Gravur“. Damit werden die Näpfchen unterschiedlich tief und unterschiedlich groß. Wir haben jetzt eine Mischung aus Intensitäts- und Flächenmodulation. So nennt sich das Verfahren auch „halbautotypisch“.


    Was bleibt, ist die Näpfchen-Charakteristik, also der Sägezahneffekt.


    Natürlich ging die Entwicklung weiter. Heute kann man die Zylinder mit Lasern gravieren. Die Lasergravur erlaubt zwar auch keine Flächen, weil dann die Bahn auf den Näpfchenboden klatschen würde. Aber saubere Linien lassen sich gravieren, wenn sie dünn sind. Hier wird die Diagnose mit dem Fadenzähler also etwas erschwert.


    Auch die Unterschiede der Einfärbung machen sich im Druckbild deutlich. Es wird niedrig viskose Farbe angeboten, die in die Näpfchen fließen soll. Bei den größeren Näpfchen (= höheren Tonwerten) schwimmt dann die Rakel leicht auf der Flüssigkeit auf: Die Stege werden überflutet.


    Auch die Entleerung ist interessant. Die Farbe wird zwar „herausgesaugt“, geht aber bevorzugt zum hinteren Rand der Näpfchenform. Die Bilder zeigen es ziemlich klar.


    Eine Tonwertzunahme und eine Flächendeckung sind keine sinnvollen Begriffe mehr. Der Tiefdruck misst nur den Tonwert. Die Farbführung kann auch nicht zonenweise gesteuert werden wie in Buch- und Offsetdruck. Man kann nur allgemein etwas Einfluss über Verdünner und Farbviskosität ausüben. Die geätzten Formen wurden noch bis zuletzt von sehr feinfühligen Leuten durch kompliziertes Nachätzen korrigiert.


    Interessant finde ich auch, dass die Farbspaltung in allen drei Verfahren in der Gegend von jeweils 50 % liegt. Das bedeutet, dass der Farbfilm etwa hälftig getrennt wird, bzw. die Näpfchen sich etwa hälftig entleeren.