Frage 25, Farbton von Gelbs

  • Zu eurer Unterhaltung und gegebenenfalls zur Diskussion stelle ich hier hin und wieder einfache Fachfragen. Wer Lust hat, kann sich nach der eigenen Beantwortung meine Lösung anschauen. Wenn jemand erweitern, korrigieren oder widersprechen will - jederzeit gerne.


    Frage: Zwei Skalengelbs sehen in der Dose sehr unterschiedlich aus: Die eine ist sonnenblumengelb, die andere eher oliv. Auf Papier gedruckt sieht man aber gar keinen Farbtonunterschied. Wie kann das sein?


    Meine Antwort:


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

  • Hi inkman,


    ich hab dich lange nicht gelesen.


    Die Erfahrung hab ich auch schon gemacht, dass skalengelb mit unterschiedlichem Bindemittel, in der Dose eine unterschiedliche Farbtonwidergabe hat. Vor allem wenn die Farbe länger steht.


    Davon abgesehen wird bei einer lasierenden Farbe auch immer Licht zurückgestreut, mit der Dosenwand kann ich dir auch nicht ganz folgen, sie hat doch auf die jeweilige Farbe den gleichen Einfuss. Es sei denn die Farbe der Dose ist unterschiedlich.


    Wir hatten in der Firma wo ich arbeite vor gut einem Jahr, neue Farbe bekommen, vom grün-stichigen gelb zum rötlichen gelb. Den Unterschied hab ich auch im druck ganz klar gesehen, natürlich nur in gelbflächen, es war wärmer.


    Es war allerdings auch ein Herstellerwechsel. Nun ist die Frage, liegt es nur an dem Bindemittel oder nehmen die Hersteller die PSO nicht so genau? Im Prinzip geht es im Druck nur um Dichtewert und Tonwertzuwachs.
    Aber was macht gelb zu einem gelb? Warum gibt es diese Unterschiede (mir nicht bekannt) nicht in den anderen Skalenfarben?


    MfG ekkman


    PS: gehst du auf die drupa?

  • Gelb Pigmente können sich in der Deckung unterscheiden, also deckender bzw. lasierender sein. Im Zusammenhang mit der Dosenwand, kann Diese also mal mehr oder weniger "durchscheinen". Dementsprechend kann die Massefärbung dadurch beeinflusst werden.


    Sowohl grünliche als auch rötliche Gelbtöne sind auf dem Markt weit verbreitet. Die kältere Variante (grünlich) eignet sich besonders gut, um den PSO zu erreichen. Da nicht jeder nach diesem Standard druckt und das rötliche Gelb etwas wärmer wirkt, findest du auch diese Färbung sehr oft. Dies hat nichts damit zu tun, dass Farbhersteller den PSO nicht genau nehmen. Zumal du in der Regel mit beiden Varianten den PSO erreichen kannst, nur ist beim rötlichen Gelb das Fenster etwas enger.


    die anderen Skalenfarben haben übrigens auch unterschiedliche Färbungen. Immer abhängig vom Abwendungsbereich und den Anforderungen.


    Grüße

  • Hallo Qk!,
    du bist mir zuvor gekommen, gut gemacht :thumbup: . Ich habe etwas ausführlicher geantwortet. Vielleicht interessiert das noch dazu.


    Hallo ekkman,
    danke für deine Nachfrage. Skalengelbs sind im Grunde ein einfaches Thema. Nur wird es gelegentlich nicht so ernst genommen wie Sonderfarben. Als hellste Skalenfarbe zeigt Gelb kleine Unterschiede in Lasur oder Farbton allerdings empfindlicher als Cyan oder Magenta.


    Erst einmal allgemein: Für uns Farbfritzen heißt ideal lasierend = komplett ohne Lichtstreuung. Also durchsichtig wie Glas, nur eben durch Absorption bestimmter Lichtwellenlängen farbig. Das bedeutet, dass alle Lichtstrahlen, die in so eine Farbschicht eintauchen, auch auf die Innenwand der Dose treffen und dort weiter absorbiert oder zurückgeschickt werden. Deren Farbe zeigt sich dann in der Aufsicht. Das Extrem ohne Absorption und Streuung wäre eine Wasserfüllung. Klar, sieht man die Doseninnenwand von oben.


    Im Idealfall bringt das Pigment die Lasur oder die Streukraft. Streukraft bedeutet, dass sich einfallendes Licht an den Pigmentkriställchen zurück in alle Richtungen werfen lässt, sogar nach oben. Damit hellt sich die Dosenaufsicht auf. Im Extremfall strahlend weiß wie bei Fassadenfarben. Falls das Pigment ein paar Wellenlängen absorbiert, ist diese helle Aufsicht farbig wie bei allen deckenden Farben. Von der Farbe der Dosenwand ahnt man nichts mehr, weil kein Licht bis dahin und wieder zurück kommt.


    Man könnte den Streuanteil einer Druckfarbe simulieren, indem man ein starklasierendes Gelb mit 1 - 2 % Deckweiß mischt. Dann sieht man den Effekt in derAufsicht.


    Tatsächliche Druckfarben haben das Manko aller technischen Produkte: Es gibt nie genau 0,0oder 100,0 % :( . Deshalb zeigen unsere Farben auch bei guter Lasur immer ein kleines bisschen Deckkraft (Streuung). Sogar die Bindemittel sind nichtwirklich ideal lasierend und farblos. Und wenn wir zwischen zwei Gelbs hier geringe Unterschiede in der Lasur haben, zeigt sich die eine mit etwas mehr Streuung aufgehellt und strahlend gelb. Die andere sendet weniger Licht zurück und lässt der Dosenwand einen größeren Einfluss im Anblick von oben. Sie sieht eher oliv aus, da die Doseninnenwand grau ist.


    Den Effekt geringer Streuanteile erkennt man aber nur in dicker Schicht, also z. B.in der Dose. Wenn wir unsere dünne Druckschicht auf dem stark streuenden Papier haben, erkennen wir nur noch die Absorptionswirkung der Pigmente, nicht mehr ihren klitzekleinen Streuanteil. Deshalb sind dann die zwei Drucke gleichgefärbt.


    Und jetzt zum Farbton der Skalengelbs. Meist sind die Pigmente etwas zu grünstichig. Den gewünschten Farbton stellt man dann mit Orangepaste ein. Und da dies die Absorption betrifft, kommt das auch in einem Druck auf Papier voll durch. Wo genau der Farbort eines Normdruckes liegen soll, sagt der PSO.Theoretisch müssten hier alle Skalengelbs also gleich eingestellt sein.


    In der Praxis gehen wir allerdings gelegentlich absichtlich andere Wege. Wenigstens zu meiner Zeit war das so - bevor die Normtreue der Skalenfarben mindestens im Akzidenzdruck höchst wichtig wurde. Ich habe noch Skalensätze für z. B. große Auflagen von Automobilprospekten mit einem etwas gelberstichigen Magenta und etwas rötlicherem Gelb geliefert. Weil dann „die Rücklichter glühen“. So etwas kann man natürlich nur in Absprache mit dem Kunden machen ;) .
    Im Faltschachteldruck und auf Mattpapier habe ich leicht deckendere Gelbpigmente eingesetzt, weil die Farbe dadurch mehr Power bekam. Man muss dann nur aufpassen, dass so ein Gelb nicht den Zusammendruck verschleiert. Das kann aufglänzend gestrichenem Papier in dunklen Rasterpartien wie verschimmelt aussehen :( .


    Dieses Mal habe ich nicht vor, auf die drupa zu gehen.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

  • Oh man inkman das ist harter stoff.


    Ich hatte mir so ein pigment immer als blättchen vorgestellt, aber wenn es ein kristall ist, hat es ja mehr als zwei flächen, was dann natürlich je nach anzahl, die streuung beeinflusst.
    Kann ich das so sagen :?: die lasur einer farbe wird durch die form ihrer pigmente beeinflusst.


    Lassen sich alle sonderfarben-pigmente durch ein Fällungsverfahren herstellen?

  • Hallo ekkman,
    Dunnerwetter! Du gehst ja ziemlich in die Tiefe. Ich finde es übrigens auch eine guteTechnik, Zusammenhänge mir durch Bilder begreifbar zu machen.


    Ausgeprägt blättchenförmige Pigmente benutzen die Papiermacher in ihren Streichfarben, Kaolin und Aluminiumhydroxid. Für Druckfarben verwenden wir immer mikrokristalline, also in irgendeiner Form gewachsene Teilchen unterschiedlichster Formen. Es gibt Blättchen, Stäbchen, Blöcke, Säulen, Würfel, Oktaeder, einfach alles. Ja, die werden durchweg durch Fällungsreaktionen hergestellt (Ausnahme klar der Ruß). Und durch die Fällungsbedingungen kann man Kornform und -feinheit recht gut steuern.


    Magenta-Pigmente sind z. B. kompakte Blöcke. Von der Seite sind sie etwas andersfarbig als von derStirn- und Bodenfläche. Durch kürzere oder längere Blöcke kann man damit ihren Farbton (blaustichig oder gelbstichig) feinsteuern. Ähnlich geht das mit den anderen auch.


    Die Streukraft braucht Brechflächen. Kompakte Einkristalle bieten dem Licht am wenigsten Flächen, an denen es sich brechen kann. Zusammen gewachsene Mehrfachkristalle erhöhen die Lichtstreuung, also auch die Opazität. Möglicherweise gibt es in Mehrfachkristallen auch Einschlüsse. Die streuen dann erst recht.


    Übrigens haben auch extrem blättchenförmig gewachsene Kristalle nicht nur die Deck- und die Bodenflächen. Gerade ihre schmalen Seitenflächen macht man verantwortlich für Polaritäten, die solche Kristalle zu Kartenhaus-Strukturen zusammengehen lassen. Das ist eines der Modelle für die Thixotropie (Eindicken).


    Hoffentlich hat das die Sache jetzt eher lasierend (=klarer) gemacht als deckend (=trüber) :/ .
    VieleGrüße & ciao
    Inkman