Heidelberg SM52-4 Anicolor

  • Also ich persönlich habe da immer allein dran gearbeitet. Paletten rumschieben nur währen der Auflage und die nächsten Aufträge organisiere ich mir auch immer während der Auflage zusammen. Und ich führe die Endreinigung in der Woche auch immer gewissenhaft und gründlich durch und komme nie über 30min. Ich habe meinen Vorgesetzten auch immer gesagt was ich meine noch zu schaffen und dann habe ich Quasi die dringensten Aufträge gemacht und den Rest auf morgen geschoben. Aber diese 12h+ Schichten habe ich nur selten machen müssen, da sonst immer eine Spätschicht kam. Kann ich mir denken, dass wenn man das Pensum jeden Tag hat, es sehr anstregend ist (Und nicht nur für etwas "ältere" sondern auch für mich mit nicht mal Mitte 20).

  • Kleine Zusatzinformation: Die Auflagen bewegten sich meistens so im Bereich von 100-500, manchmal sogar 20 oder 10 Drucke. Dementsprechend kurze Druckzeit - es war nicht möglich währenddessen andere Dinge zu tun. Bei längeren Auflagen habe ich sehr wohl während des Maschinenlaufes diese anderen Arbeiten gemacht.
    Hinzuzufügen ist noch, daß bei dieser Firma Auftragsannahme bis 18 Uhr möglich ist und wenn machbar der Auftrag noch am selben Tag zu drucken. Das "Problem" war nur, daß ich seit 06 Uhr früh bei der Maschine stand, allein für Alles zuständig. Nun war meine Schicht offiziell um 14 15 zu Ende, ich blieb regelmäßig noch eine Stunde wegen Endwaschung länger, doch zumeist kamen noch Druckaufträge um 15 Uhr die am selben Tag noch gemacht werden mussten, so kamen diese 11-12 Stunden Schichten zustande.

  • Wie kann man sich so ausbeuten lassen ?
    Mehr als 10 Stunden musst du nicht arbeiten.
    Machst du es doch, kann es gut mal passieren, das bei einem Arbeitsunfall die BG nicht zahlt.


    Muß ja jeder selber wissen was er tut, aber mit mir hätte das keiner gemacht... Ich kenne meine Rechte.

    Optimismus ist nur ein Mangel an Information
    (Heiner Müller)

  • Ich will nicht herumjammern und primär habe ich Interesse an der Technik dieses wirklich an und für sich sehr guten Anicolor-Systems, doch lange Rede kurzer Sinn, ich habe meine Vorgesetzten darauf aufmerksam gemacht, daß ich diese langen Arbeitszeiten, verbunden mit diesem Stress nicht mehr lange durchhalte, umsomehr ich einen Monat lang jeden Samstag 10- 11 Stunden als Einziger in dieser relativ großen Firma gearbeitet habe.


    Die lapidare Entgegenung des Vorgesetzten war, ich wäre im falschen Gewerbe tätig und er würde sich einen anderen Drucker suchen. Was auch gemacht wurde, bin seit 3 Wochen wieder auf Jobsuche.

  • Das Ding frisst echt Aufträge wie blöd und wenn man alles sorgfältigst vorbereitet ist man die Woche durch nur noch Bediener und nicht Drucker.. Platte raus - Platte rein und Vollgas den ganzen Tag. Der Chef freut sich natürlich, aber die arme Sau die das alles wegschaufeln muss hat natürlich Hirnbrand, weil man außer Jobs vorbereiten und blos nichts vergessen ja nicht viel machen kann bei den kleinen Auflagen. Salopp gesagt ist der Hobel schlicht und einfach ein zu groß geratener Kopierer :wacko:

  • Das ist leider richtig, ich habe mich in diesem Forum deshalb auch nur noch als "Arbeiter" angemeldet obwohl ich gelernter Drucker bin. Leider jedoch nur im Kleinoffset. Wenn ich ehrlich bin habe ich mich auch nie als "Drucker" bezeichnet während meiner Zeit an dieser Maschine, eher als Arbeiter oder eben Bediener. Aus Sicht des Unternehmers ist es natürlich eine tolle Sache, in dieser Firma war es z.B. so, daß hauptsächlich ein Lehrling an dieser Anicolor-Maschine arbeitete. Es ist so einfach darauf zu drucken, eigentlich braucht man keinen Facharbeiter.
    (Eine der unangenehmen Nebenerscheinungen speziell bei diesem Lehrling war und ist es, daß er glaubt nur weil er auf diesen berühmten GRÜNEN KNOPF drücken kann, schon ein ausgewachsener Drucker zu sein und mir mit meinen 44 Jahren und doch schon einigen Jahren Berufserfahrung auf die arroganteste Weise Befehle erteilen zu können. Er war im 2. Lehrjahr und beim Gummituchwechsel gab es schon Probleme...)
    Ich wurde hauptsächlich deswegen aufgenommen um diese teuren Spezialpapiere für die die Kunden angeblich bereit sind ziemlich viel zu bezahlen zu bedrucken, habe dieses Geschäft auch gut aufgebaut, hat auch Spass gemacht, Anfangs jedenfalls.
    Nun, mich würde noch interessieren welche Tätigkeiten bei anderen Kollegen die Endwaschung an dieser Maschine beinhaltet. Bei mir beispielsweise:
    Alle 4 Kammerrakeln herausnehmen, das Messer gründlich vom Farbaufbau säubern, seitlich bei den Dichtungen die ausgelaufene Farbe wegwischen
    Sämtliche 4 Kammerrakeln auf einen Tisch stellen (erst am nächsten Tag wieder in Maschine)
    Die Farbauffangwannen unter den Kammerrakeln herausnehmen, säubern, wieder einbauen
    Währenddessen die Maschine komplett rakeln (natürlich volles Waschprogramm)
    Danach die Rasterwalzen gründlichst mit einem Scharflöser reinigen
    Bei den Farbkatuschen die ausgespritzte Farbe weg, damit alles wieder schön sauber ist, die Düsen reinigen (welche ziemlich verschmutzt und verklebt waren da es der Lehrling nicht der Mühe wert fand sie zu reinigen, ich habe in mühsamer Arbeit die Düsen wieder gesäubert - vom Lehrling oder Helfer (wenn ich ausnahmsweise mal einen zugeteilt bekam durfte ich das nicht verlangen)
    Alle Übergabezylinder und Transferjackets reinigen
    Die Schmitzringe, welche verschmutzt sind reinigen
    Die Tauchwalze vom Alcolor Feuchtwerk mit einem Regenerierungsmittel pflegen
    Nach dem Runterrakeln natürlich auch diese Rakel reinigen
    Und last but noch least die gesamte Maschine vom Staub und Schmutz befreien (zumindest oberflächlich)


    Wie schon erwähnt, ich selbst habe das nicht unter einer Stunde geschafft.
    War recht mühsam nach 10 oder 11 Stunden und 40 Grad Hitze.


    Doch nach wie vor bin ich eigentlich recht angetan von diesem System, viele kleine Druckereien, welche jetzt die Produktion zusperren und ihre Arbeiter auf die Strasse setzen müssen weil eben diese Firma mit ihrem Preisdumping die Aufträge wegnimmt, könnten damit wieder Wettbewerbfähig werden und es wäre nicht nötig Drucker zu kündigen.
    Jedoch weiß ich auch, dass diese SM 52 Anicolor verbunden mit dem selbstverständlich notwendigem Suprasetter sehr teuer ist und welche kleine Firma, bzw. welcher kleiner Familienbetrieb ist gewillt in der heutigen Zeit solch ein Investitionsrisiko einzugehen? Bzw. welche Bank würde das nötige Geld vorstrecken?
    Ich kann nur sagen mit dieser Maschine bekommt man echt einen Quantensprung in der Geschwindigkeit. Wenn ich mich selbstständig machen würde, ich würde in diese Maschine investieren, denn ich glaube zu wissen was die Kunden wollen: Schnell soll es gehen, schön bunt soll es sein und billig. Vielleicht noch dazu Oberflächenveredelt wie z. B. zellophaniert. Fertig - jeder ist begeistert.

  • Es ist so einfach darauf zu drucken, eigentlich braucht man keinen Facharbeiter


    ... das denken vielleicht die Chefs, aber ehrlich gesagt wenn du die EInträge hier liest, scheint es wohl nicht so einfach zu sein. Aus meiner Zeit bei Heidelberg kenne ich die Tücken und Probleme der Anicolor und ich würde behaupten, dass diese Maschine eine der Schwierigsten ist mit welcher gleichbleibende Qualität bei hoher Performance produziert werden kann. Temperaturschwankungen im Drucksaal, Schwankungen im Feuchtwasser und das Schlimmste - Schwankungen in den Farbserien! Die Druckfarbenhersteller werden das zwar verneinen - ist aber so!


    Vieles wurde ja bereits erwähnt mit welchen Einstellungen die Anicolor betrieben werden muss aber 2 Tips habe ich noch...


    1. Die Walzen müssen Top gestellt sein - vorallem die Feuchtauftragswalze
    2. Lasst euch von einer Farbserie welche keine Probleme mit Emulgieren, Tonen und "flying Spots" hat, einen 1/2 Jahresvorat zurücklegen. Nur so könnt ihr Probleme ausschliessen!


    Gruss

  • Vielleicht ist die Anicolor nicht ganz einfach zu handhaben, bis sie mal wirklich rund läuft, doch wenn es soweit ist hat man echt einen Quantensprung in Geschwindigkeit und Qualität. Und ich meine darum geht es ja. Wenn ich nun Abteilungsleiter oder Chef einer Druckerei wäre würde ich nicht meinen Drucker der auf dieser Maschine wirklich gut und fleissig arbeitet mit haarsträubenden Argumenten nötigen, erpressen und unter Druck setzen, sondern mich ganz normal zusammensetzen und die Situation besprechen. Schließlich muss und soll noch DER MENSCH im Mittelpunkt stehen und ein zukunftsorietiertes, gewinnbringendes Arbeiten sollte ja unser aller Ziel sein.
    Jedoch glaube ich nicht, daß man das mit oben genannten Methoden erreicht und einfach nur wenn es mal Probleme gibt die Leute kündigt und neue aufnimmt weil es sowieso soviele arbeitslose Drucker gibt. Ich meine ich denke so: Okay, die Maschine ist in einer Weise schwierig und der Wartungsaufwand relativ hoch und aufwendig, noch dazu muß man sich die Hände schmutzig machen, doch andererseits habe ich ein Gerät zur Verfügung mit dem ich, wenn es optimal eingestellt ist mir wieder Aufträge zurückholen kann die andere Druckereien besser und schneller gemacht haben.
    Bin ich naiv wenn ich so denke? Ich persönlich bin bereit für einen kleinen Wettbewerbsvorteil mir die Hände dreckig zu machen.
    Momentan ist es so, daß es billiger und leichter ist für eine Druckerei ganz schwierige und heikle Drucksorten bei denen auch noch die Zeit drängt bei dieser speziellen Firma drucken zu lassen, dei eben über so eine Anicolor verfügt. Irgendwie finde ich das bedenklich.


    Ich als Vorgesetzter würde verstehen welche Probleme und Stress diese Maschine verursacht, trotz aller Automation, doch kann man alles vernünftig und mit gutem Willen lösen und Arbeitsplatzsicherung sollte ja auch Ziel der Firma sein, besonders gegenüber Mitarbeitern mit Haus, Frau und Kind.


    Besonders von einer Firma die sich selbst als "hochsozial und Arbeitsplatzbeschaffend" beweiräuchert.

  • Ich will eigentlich nicht vom Thema abschweifen, doch ich kann gerne berichten wie es in dieser Firma ablief: Ich habe sehr wohl mit den Vorgesetzten über die Situation gesprochen, habe Vorschläge gemacht, die Gegenreaktion waren Nötigungen, und mit Kündigung unter Druck setzen. Ein "gutes" Argument war: "Es wird ein Partner für mich gesucht". Was ich ahnte, jedoch nicht wahrhaben wollte, daß ich diesen Partner sehr wohl alles beibringen sollte, danach selbst gekündigt wurde.
    Da es in diesem Beruf ja immer das Einfachste ist die Leute zu kündigen, bevor man sie zu halten versucht. Oder zumindest in Ruhe die Probleme zu besprechen.


    Jeder der in diesem Beruf tätig ist und nicht die Augen vor der Realität verschliesst weiß, daß es kaum noch Alternativen gibt für einen Kleinoffsetdrucker. Firmen wie diese zerstören die Arbeitsplätze von kleineren Druckereien, somit werden mengenweise Drucker auf die Strasse gesetzt. Demzufolge kann man ja aus dem Vollen schöpfen. So-mehr sag ich zu dem Thema nicht.


    Ich möchte nicht mehr als Drucker tätig sein, suche Alternativen, doch das Problem vor dem ich stehe ist: Ich habe keinen technischen Lehrabschluss mit dem ich vielleicht leichter in die Metallindustrie überwechseln könnte. Kann aus demselben Grund auch keine Werkmeisterschule besuchen, da mir auch dafür die nötige Grundausbildung fehlt.
    So denke ich schon lange über andere Möglichkeiten nach, kann mir jemand der auch einen Berufswechsel vollzogen hat einen Tipp geben, ich wäre sehr dankbar.
    Und zu allem Überfluss hat mir ein Berater vom Amt vor nicht all zu langer Zeit eröffnet, daß ich schön langsam ins kritische Alter komme mit meinen 44 Jahren. Gehöre ich echt schon zum "Alten Eisen"?


    Doch wenn jemand eine freie Stelle zu besetzen hat für einen GTO, SM 52; Zylinder, Tiegel Drucker samt Papierschneidkenntnissen, ich wäre auch dafür sehr dankbar da ich eine Familie ernähren muss.

  • Hi an alle die es interressiert,


    Ich arbeite seit 3 Jahren an anicolor - maschinen und habe die erfahrung gemacht das man das auslaufen mit viel fett fast abstellen kann.
    Die Wangen links und rechts richtig einfetten sodass sie komplett eingefettet sind, auch an stellen an denen keine farbe kommt.
    noch ein tipp ist die H farben zu nutzen (besonders im Magenta)
    Und im Sommer darauf achten das man wirklich an der Schmiergrenze ist um emulgieren zu vermeiden. und die Aufträge mit ca. 5% mehr Farbe fahren damit das Wasser mehr material hat mit dem es sich verbinden kann.

  • Hallo, ich weiß - ich bin (zu) spät dran, wolte aber einen Tipp weiterleiten: wir hatten ebenfalls Probleme mit den werksseitig verbauten ph- und Leitwertsonden in unserer Druckmaschine (=keine Anicolor). Da die Ersatzsonden im Original sehr teuer sind und bzgl. der Zugänglichkeit zum Kalibrieren nicht optimal platziert wurden, haben wir uns ein Handgerät aus dem Aquarienbereich inkl. Kalibrations- und Reinigungslöung gekauft. Alles zusammen für unter 100,- Euro. Funktioniert seit 2 Jahren wunderbar - man muss sich nur daran gewöhnen, dass am Leitstand die Toleranzwerte für die eingebauten Sonden nicht mehr relevant sind.


    Vielleicht hilft das einigen Kollegen. ph-Wert und Leitwert sind unserer Erfahrung nach absolut wichtige Einflussgrößen im Offsetdruck, wenn es auf Qualität ankommt.


    Schöne Grüße,
    Andreas